Planmäßige Weiselerneuerung oder doch Zucht ?

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    • Planmäßige Weiselerneuerung oder doch Zucht ?

      Hallo,
      Unter dem Kursnamen "Planmäßige Weiselerneuerung" beginnt voraussichtlich Anfang Dezember ein neuer Imkerkurs über unser Online Schulungsportal. Insbsondere der, von den Imkern meist praktizierten Weiselerneuerung, mit dem Ziel der Leistungssteigerung ihrer Standvölker wollen wir uns dabei widmen. Zur Einstimmung auf das Thema hier einmal ein Zitat von Waldemar Bloedorn, der in seinem Buch "Planmäßige Weiselerneuerung" folgendes dazu geschrieben hat.


      Es ist etwas Eigenartiges um die Weiselzucht. In jedem Jahr wird in jeder Imkersparte ein- oder zweimal ausführlich darüber gesprochen. Die Anfänger in der Bienenzucht gehen mit den besten Vorsätzen nach Hause; die Fortgeschrittenen hören nur halb hin und beteuern auf dem Heimweg, daß sie schon alles einmal durchgeprobt hätten und daß es doch nichts damit wäre; man würde nur Geld dabei los.
      Es ist sicher wahr, daß schon viele mit der Weiselzucht begannen und sich enttäuscht wieder von ihr abwandten. Woher kommt wohl die abweisende Einstellung gerade vieler älterer und erfahrener Imker zur Zucht?
      In der Regel beginnt der Imker mit der Zucht, indem er sich eine Stockmutter, eine Reinzuchtmutter, schicken läßt, und zwar immer dann, wenn eine bestimmte Zuchtrichtung von sich reden macht und große Honigernten erhoffen läßt. Die Enttäuschung läßt dann meist nicht lange auf sich warten, da der Imker von den Tieren, die er für teures Geld erwarb, einfach zuviel erhoffte. Wunderbienen kann kein Züchter liefern, wenn es auch in den Anpreisungen manchmal so scheinen will. Werden im kommenden Jahr wirklich von dem gekauften Tier einige Weisel nachgezogen und auf dem Stand zur Begattung aufgestellt, dann hat man kaum etwas für die laufende Weiselerneuerung getan, in keinem Fall aber Weiselzucht betrieben. Versagen die Nachzuchten oder bringen sie auch nicht mehr Honig als die übrigen Standvölker, dann hat eben die Weiselzucht versagt. Wird nach einigen Jahren eine andere Zuchtrichtung Mode, so wiederholt sich das Spiel. Es ist doch schade um die Mühe und Arbeit, die sich der Züchter jahrelang machte, um bestimmte Eigenschaften heraus zuzüchten, wenn man mit der gekauften Mutter nichts Besseres anzufangen weiß, als sie irgendeinem Volk zu zusetzen und abzuwarten, was daraus werden wird, und zum Schluß schimpft oder verärgert abseits steht. Andererseits ist es aber auch so, daß man von dem Imker in züchterischen Dingen mehr verlangt, als er zu leisten in der Lage ist.


      In keinem Zweig der Tierzucht verlangt man von dem Tierhalter, daß er ein Züchter sei. Hierbei soll unter Zucht verstanden sein, daß man versucht, die Leistungshöhe der erzüchteten Rassen zu erhalten und durch Vereinigung und Auslese neue, leistungsfähige Rassen zu erzüchten. Züchter in diesem Sinne gibt es in der übrigen Tierzucht wenige. In der Imkerei sind sie noch seltener. Bislang hat man sich im wesentlichen mit unterschiedlichem Erfolg bemüht, die Leistungshöhe einiger Zuchtrichtungen zu erhalten. Aber selbst diese bescheiden erscheinende Arbeit ist von einem Imker mit 8 bis 10 Völkern - und die überwiegende Zahl der deutschen Imker hat nicht einmal diese Standgröße - nicht zu bewältigen, da diese Völkerzahl für einen Leistungsvergleich zu gering ist und die möglichen Fehlerquellen zu groß sind. Nur ein Imker mit einem größeren Bienenstand, der selber mathematisch geschult ist oder die Möglichkeit hat, seine Versuchsergebnisse auswerten zu lassen, kann mit Aussicht auf Erfolg an diese Arbeit gehen.


      Wenn nun hier von Weiselzucht die Rede sein soll, dann nur in dem Sinne von Anzucht, der Anzucht von Jungweiseln möglichst aus vermehrungswürdigen Völkern. Diese Zielsetzung mag zu bescheiden erscheinen. Wer sich jedoch in seiner Imkerorganisation einmal umgesehen hat, wird zugeben müssen, daß die Imker oft eine derartige Abneigung haben, sich mit der Anzucht von Weiseln zu beschäftigen, daß man erstaunt ist. Stellt man es als erstrebenswertes Ziel hin, daß die Weiselerneuerung möglichst mit Tieren erfolgen soll, die aus vermehrungswürdigem Zuchtgut erzogen sind, dann hat man sicher die Grenze des dem einfachen Imker Zumutbaren erreicht. Dieses Ziel muß aber gesteckt werden, wenn die mühselige und opferreiche Arbeit der Züchter einen Sinn haben und weiteren Imkerkreisen zugute kommen soll.

      Sucht man nach Vergleichen für diesen Standpunkt, dann kännte man vielleicht die Hühnerzucht heranziehen. Es gibt wenige Zuchtanstalten, die sich wirklich in dem zuvor dargestellten Sinne mit der Zucht beschäftigen. Der Hühnerhalter - er nennt sich oft gern Züchter - erwirbt von dem wertvollen erzüchteten Zuchtgut Eintagsküken, oder auch nur Eier, und zieht sie auf. Nach gegebener Zeit erwirbt er sich wieder Eintagsküken zur Aufzucht. Von diesem Hühnerhalter erwartet man, daß er weiß, er kann Erfolg in der Hühnerhaltung haben, wenn er sich immer wieder von einem anerkannten Züchter Jungtiere beschafft und diese sorgfältig heranzieht. Man erwartet weiterhin von ihm, daß er eine Leghornhenne von einer Italienerhenne unterscheiden kann, ohne allerdings die letzten Feinheiten der Merkmalsbeurteilung zu beherrschen.

      Wie jeder Vergleich, so hinkt auch dieser, da wir bei den Bienen leider verwickeltere Fortpflanzungsverhältnisse haben. Man kann jedoch an dem Eintagskükenvergleich ermessen, welches Wissen man von einem Imker erwarten darf, der sich bemüht, anerkanntes Zuchtgut zu vermehren. Er soll um die Fortpflanzungsverhältnisse wissen, ein oder zwei Anzuchtverfahren beherrschen und die bei uns gezüchteten Bienenrassen unterscheiden können. Mit dieser Broschüre soll versucht werden, dieses Wissen in die Imkerschaft zu tragen. Dabei ist es erst einmal wichtig, dem Kleinimker die Scheu vor der Heranzucht von Weiseln zu nehmen. Es soll versucht werden, die einfachsten Aufzuchtverfahren möglichst ausführlich zu schildern, ohne jedoch die Verfahren, die die Heranzucht einer größeren Anzahl von Weiseln gestatten, zu vernachlässigen. Es hätte vollauf genügt, von letzteren nur ein oder zwei Verfahren zu behandeln. Um einen Überblick über die auf diesem Gebiet geleistete Arbeit zu geben., erschien es angeraten, weitere Aufzuchtverfahren zu besprechen. Einen Einblick in das Erbgeschehen zu geben, wäre sicher zweckmäßig gewesen. Da sich aber gerade auf diesem Gebiet noch alles im Fluss befindet und die Arbeiten unserer Institute noch nicht abgeschlossen sind, wurde von einer Behandlung dieses Stoffes abgesehen. Schon 1906 schrieb Pfarrer Ludwig in seinem Buch „Unsere Bienen" in einem anderen Zusammenhang, daß es eine garstige Sache sei, in der Imkerei eine Meinung zu äußern, da man ringsum auf Hühneraugen trete. In der ruhigen Gewissheit, daß sich in dieser Hinsicht bis heute nichts geändert hat, habe ich diese Arbeit geschrieben. Dem Verlag bin ich dankbar für das Interesse, das er der Sache entgegengebracht hat. Gleichfalls bin ich Herrn Dr. Oschmann, Jena, und Herrn L. Kästner, Winterstein, dankbar für die liebenswürdigen, kritischen Bemerkungen zu dem Entwurf dieser Arbeit.



      [anmerkung=Detlef]Wie Recht er auch Heute noch mit dem vorletzten Satz hat. Wohl gemerkt, ein Zitat aus dem Jahre 1906/1959. :!:
      Das Buch gibt es übrigens auch in unserer Online Bibliothek unter bibliothek.derimker.de auszuleihen[/anmerkung]
      Mit den besten Grüßen,
      Detlef
      Administrator und Initiator des Neuen Imkerforum, seit 2005